Studie zur autonomen Mobilität

09. Nov. 2022 Newsletter / Transport & Verkehr
Eine aktuelle Studie von MHP, Fraunhofer IAO und Motor Presse Stuttgart gibt Auskunft, wann und wie die autonome Mobilität im ÖPNV und der Logistik kommt. Demnach rücken allmählich in Transport und Logistik, beim ÖPNV oder auch bei der persönlichen Mobilität autonom fahrende Systeme weiter vor. Die Studie hat das Management- und IT-Beratungsunternehmen MHP zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart und der Motor Presse Stuttgart als Recherchepartner veröffentlicht.
Befragung von 5.000 Personen plus Expertenmeinung
Für die WeTalkData-Studie „The Autonomous Gap: Ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig? Anspruch und Realität autonomer Mobilitätskonzepte in Europa, China und den USA“ wurden demnach 5.000 repräsentativ ausgewählte Erwachsene in Deutschland, Schweden, Polen, Italien und Großbritannien, China und den USA zu ihrer Erwartungshaltung an geteilte autonome Mobilitätskonzepte oder auch AD-Mobilität (AD, Autonomous Driving) befragt.
Die Einschätzungen und Bewertungen aus der Befragung haben die Autorinnen und Autoren dann hinsichtlich der Realisierbarkeit, Tragfähigkeit und technischen Umsetzung mit 15 internationalen Experten gespiegelt und dabei sieben Lücken (Gaps) identifiziert. Die Studie lässt demnach außerdem Rückschlüsse zu, welche Konzepte und Geschäftsmodelle in welcher Region erfolgsversprechend sein könnten - und wo einige der zentralen Herausforderungen für die unterschiedlichen Akteure liegen.
Ersatz oder Ergänzung für ÖPNV?
Demnach können sich in Deutschland ein Viertel der Autobesitzer wegen Parkplatznot und Staus den kompletten Umstieg auf AD-Mobilität zumindest vorstellen, und jeder dritte Deutsche würde seinen Weg zur Arbeit gern in einem autonomen Transportmittel zurücklegen - deutlich weniger als in den USA oder China.
Autonome Mobilität als Substitut für bestehende Mobilitätskonzepte? Wenn, dann von den Kommunen und dem ÖPNV: 44 Prozent der Befragten vertrauen den Kommunen als AD-Anbieter im Gegensatz zu den privaten Mobility-Anbietern.
Allerdings brauche es schon mehr als einen Vertrauensvorsprung der Menschen in den ÖPNV, um die Wende zu realisieren. Bislang seien die Angebote und Geschäftsmodelle des ÖPNV für die Zukunft nicht ausreichend und nicht attraktiv genug. Stichpunkte sind eine geringe Zufriedenheit mit der Taktfrequenz an oder die Zahlungsbereitschaft für ÖPNV-Dienste. Langfristige Geschäftsmodellstrategien sind hier demnach gefragt, und gerade im urbanen und ländlichen Raum sehen die Experten Chancen, etwa für den Peoplemover, einem geteilten Kleinbus mit Platz für 10 bis 15 Personen.
Treiber Fachkräftemangel
Weitere Fahrzeugkonzepte, die sich laut der Studie wahrscheinlich sehr bald durchsetzen werden, kommen im Fernverkehr zum Einsatz. Prädestiniert seien dafür zuerst die USA, etwa in der Form, dass Fahrer die Fahrzeuge auf den ersten und letzten Metern bis zum Highway steuern.
Treiber für den Einsatz in den USA sind die hohen Kosten und geringe Verfügbarkeit von Fachkräften, der schlecht ausgebaute Schienenverkehr sowie die stabilen Wetterbedingungen gerade im Süden der USA, wo es prominente Gütertransitstrecken zwischen Ost- und Westküste gebt.
Wenig deutsches Interesse an Lieferrobotern
Hinsichtlich der letzten Meile seien vor allem kleine Lieferroboter interessant, die das letzte Stück zum Empfänger autonom bestreiten sollen. China, Polen und die USA zeigen im Vergleich zu den anderen Ländern hier das höchste Interesse, Deutschland das geringste.
Kein flächendeckender Einsatz in Sicht
Den Autoren zufolge werden autonome Mobilitäts- und Transportlösungen aber vorläufig nur unter bestimmten Bedingungen in ausgewählten geografischen Regionen im Einsatz sein. Der früher vorausgesagte umfassende Einsatz bis 2025 verzögert sich um mehrere Jahre, eventuell sogar um Jahrzehnte. Zu groß seien die technischen Herausforderungen, beispielsweise die Robustheit autonomer Fahrzeuge gegenüber schlechten Wetterbedingungen. In Europa würden etwa die Streckenbeschaffenheit sowie unterschiedliche Rahmenbedingungen in den Ländern das Vorankommen autonomer Mobilitätskonzepte erschweren.