Tag der Logistik 2025
Der 18. Tag der Logistik steht heute, 10. April 2025, an. 84 Unternehmen mit 103 angemeldeten Veranstaltungen bieten einen Blick hinter die Kulissen. Der Großteil davon in Deutschland, aber es gibt auch Veranstaltungen in der Türkei, der Ukraine, in den Niederlanden oder Irland. In insgesamt sieben europäische Ländern werden mehr als 1.400 Teilnehmer erwartet, sagten die Macher der Initiative Wirtschaftsmacher bei einer Pressekonferenz am Vortag des Aktionstages.
Highlights am Tag der Logistik: Amazon und Escape Room
Highlights des Tages sind etwa die Touren durch die Logistik- und Verteilzentrum von Amazon an diversen Standorten. Amazon ist zum dritten Mal Premiumpartner und zeigt bei den Touren seine Prozesse und informiert über Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten. Ein weiteres Highlight: Die Berufsorientierung im Gare du Neuss, sowohl für gewerbliche als auch kaufmännische Jobs, richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klasse 8 bis 13; und der Escape Room der Logistik im Logistiklabor der Jade Hochschule am Campus Elsfleth lässt Interessierte Handlungen und Prozesse in der Logistik erleben. "Diese Highlights zeigen, wie bunt und vielfältig die Logistik sein kann. Logistik ist überall und wird überall gebraucht", so eine Sprecherin der Wirtschaftsmacher. Anlässlich der Pressekonferenz stellte zudem Dr. Klaus Wohlrabe, stellvertretender Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen in München, die Ergebnisse einer Umfrage im Auftrage der EU vor. Die beleuchtet die Lieferkettenstrategie deutscher Unternehmen. 6.000 Unternehmen aus Industrie, Handel, Bauwirtschaft und Dienstleistung wurden dafür im März befragt
Gerissene Lieferketten zwingen Unternehmen zu Änderungen
Laut Wohlrabe zeigen die Ergebnisse, dass sich seit Corona die Grundlagen grundsätzlich verändert haben. „Bis dahin lief die Globalisierung wie am Schnürchen. 2020 sind die Lieferketten jedoch gerissen. 80 Prozent der Unternehmen aus der Industrie gaben an, nicht alle Rohstoffe und Produkte bekommen zu haben; jedes zweite Bauunternehmen hatte Probleme, alle Baumaterialien zu bekommen“, sagte Wohlrabe. Unternehmen reagierten vor allem durch eine Änderung der Beschaffung- oder Absatzmärkte, man konzentriert sich also nicht auf ein Unternehmen oder ein Land. Auch die Lagerhaltung hat seither wieder an Bedeutung gewonnen.
Marktrückgang durch Zölle, Marktaufschwung durch Konjunkturpaket
Auch die aktuellen Entwicklungen werden laut Wohlrabe Folgen für die Lieferketten haben. Aber eine Prognose sei zum jetzigen Zeitpunkt schwierig, so der ifo-Experte, weil es zwei ganz unterschiedliche Entwicklungen gebe. Zum einen die US-Zölle für den Welthandel. Ob diese so bleiben oder ausgesetzt oder nachverhandelt werden, bleibe weiter unsicher. Dies hat eventuell zur Folge, dass Handelsströme umgelenkt werden, eventuell werde etwa China versuchen, die Mengen an Waren, die ansonsten in die USA gehen, nach Europa zu leiten.
Lieferketten verlagern sich – mit Folgen für die Logistik
„Märkte werden also versuchen, neue Abnehmer zu finden. Damit verschieben sich Lieferketten, mit entsprechenden Folgen für die Logistik. Sicher ist, dass die Entwicklung die USA hart treffen wird, aber natürlich ist auch die deutsche Wirtschaft betroffen“, sagte Wohlrabe. Auf der anderen Seite steht das Konjunkturpaket der künftigen deutschen Regierung für die Infrastruktur. Das soll, so die Erwartung, eigentlich die Wirtschaft und damit auch die Geschäfte der Logistik ankurbeln; allerdings erst im Laufe des Jahres 2026 zum Tragen kommen. Beide Entwicklungen, so Wohlrabe, bedeuten neue Chancen für die Logistik, aber auch die Notwendigkeit, die Digitalisierung und das Risikomanagement zu verstärken. Was diese Entwicklungen für den deutschen Logistikmarkt bedeuten, kommentierte Prof. Dr. Christian Kille von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Er ist Mitglied und Sprecher der „Logistikweisen“.
Aussichten für die Logistik haben sich nicht verbessert
Gerade die Entwicklung der vergangenen zwei Monate habe dazu geführt, dass eine ansonsten stabile Einschätzung der Geschäftslage von den Experten nach unten korrigiert wurde, sagte Kille. Demnach interpretieren die Experten die aktuellen Entwicklungen so, dass 2025 ein weiteres Jahr der Rezession der Logistik werde. Das sei nicht nur Folge der weiter geringen Nachfrage von Industrie und Handel nach Logistikleistungen, sondern auch durch die Belastung des Außenhandels durch die Zölle. Die vergleichsweise stabile Investitionslage der Unternehmen zeige aber, dass die Logistik dabei ist, sich auf Veränderungen vorzubereiten und anzupassen: „Die Unternehmen warten also nicht wie das Kaninchen vor der Schlange, sondern zeigen Stärke“, sagte Kille. Insgesamt zeigen die Einschätzung der Experten laut Kille, dass der Wirtschaftsbereich Logistik trotz der angespannten Wirtschaftslage die Weichen auf mehr Resilienz stelle.