Transportbarometer: Freie Lkw sind Mangelware

17. Jan. 2018
Freier Laderaum wird in Europa immer knapper – und das dauerhaft. Das zeigt das Transportbarometer der Transportplattform Timocom.
Früher waren es lediglich saisonale Spitzen. Doch mittlerweile hat sich das Missverhältnis von Frachtaufträgen zu Laderaumangeboten auf dramatischem Niveau verfestigt: "Im gesamten Jahr 2017 hat unser Transportbarometer ein durchschnittliches Fracht- zu Laderaumverhältnis von 70 zu 30 angezeigt", berichtet Timocom-Unternehmenssprecher Gunnar Gburek exklusiv im Gespräch mit eurotransport.de.
Auf Deutschland bezogen liegt dieser Wert mit 71 zu 29 sogar noch leicht über dem europäischen Durchschnitt. Einer steigenden Anzahl an Waren stehen folglich immer weniger freie Lkw gegenüber. Im September 2017 kam es mit einem Wert von 78 Prozent gar zu einem Frachten-Allzeithoch. Noch im 4. Quartal 2016 war der Markt auf der Frachtenbörse TC Truck&Cargo relativ ausgeglichen. Mit einem Verhältnis von 53 zu 47 gab es dort in Deutschland lediglich einen geringen Frachtüberhang.
Die Ursachen: Boomende Wirtschaft und fehlende Berufskraftfahrer
Die Ursachen für diese Entwicklung liegen auf der Hand. Einerseits gibt die deutsche Konjunktur Vollgas – was sich in steigenden Transportmengen bemerkbar macht. So weist das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) für das 4. Quartal 2017 in seinem Konjunkturbarometer einen Wert von 109,4 Punkten aus, was auf überdurchschnittliche Zuwächse des Bruttoinlandsprodukts hindeutet.
Andererseits fehlen laut Angaben des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV) in Deutschland derzeit mindestens 45.000 Lkw-Fahrer. Und es rücken immer weniger nach – trotz aller Bemühungen der Transport- und Logistikbranche. "Um Missverständnissen vorzubeugen: Das heißt nicht, dass derzeit 45.000 Lkw stillstehen Waren nicht befördert werden", erklärt Gburek auf Nachfrage von eurotransport.de. Dennoch könne es zu Beeinträchtigungen im Ablauf kommen.
Vorteile für Transporteure: Steigende Preise und bessere Fahrer-Löhne
Der Timocom-Sprecher kann dieser Entwicklung auch positive Seiten abgewinnen. So habe sich das Einkaufsverhalten auf dem europäischen Transportmarkt innerhalb kürzester Zeit komplett gewandelt: "Wo Auftraggeber vorher ihren Transportpartner ausgesucht haben, wählen heute die Auftragnehmer die zu ihren Kapazitäten passende Fracht", berichtet er. Unabhängige Transportunternehmer könnten sich schon heute die lukrativsten Aufträge aussuchen. Daraus ergebe sich ein neues Kräfteverhältnis am Markt.
Positive Auswirkungen habe das Ganze aber auch für die Berufskraftfahrer. "Der Beruf wird wieder mehr Wertschätzung erfahren und die Löhne werden steigen", prognostiziert Gburek. Der Fahrer werde dann wieder als das gesehen was er ist: "Ein unverzichtbarer Partner in der Lieferkette, der Wohlstand und Wirtschaftskraft in unserem Land sichert."