Alpengipfel: Kammern wollen grenzüberschreitende Strategie

12. Juni 2018
An den Alpen-Gipfel am 12. Juni in Bozen gibt es hohe Erwartungen aus der Verkehrs- und Logistikwirtschaft. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sieben Handelskammern der Alpenregionen aus Deutschland, Österreich und Italien eine grenzüberschreitende Strategie für den zunehmenden Güterverkehr auf der Brenner-Strecke. "Die Kammern erwarten von der Politik das verpflichtende Bekenntnis, die Bahninfrastruktur substanziell und zügig auszubauen", erklärte Logistikunternehmer Georg Dettendorfer in seiner Funktion als stellvertretender Vizepräsident der IHK für München und Oberbayern.
Zulaufstrecken zum Brenner-Basistunnel vollenden
Konkret gehe es um die vollständige Fertigstellung aller Zulaufstrecken zum Brenner-Basistunnel, den Ausbau bestehender Kombi-Terminals und neue Verbindungen für die Rollende Landstraße. "Die Brenner-Achse ist ein Verkehrskorridor von europäischer Dimension. Ländergrenzen dürfen deshalb im betrieblichen Ablauf keine Rollen mehr spielen", erklärte Dettendorfer, der auch Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) ist.
Tirol will zunächst an Lkw-Blockabfertigung festhalten
Bei dem morgigen Gipfel in Bozen wollen die Vertreter der teilnehmenden Länder und Regionen alle Möglichkeiten ausloten, um Verkehre auf die Schiene zu verlagern und damit die staugeplagte Straße zu entlasten. Tirol hat bekräftigt, zunächst an den umstrittenen Lkw-Blockabfertigungen (Bildergalerie: siehe Link) an der Inntalautobahn festzuhalten, um den Schwerverkehr an besonders verkehrsreichen Tagen zu dosieren und damit überhaupt erst am Laufen zu halten. Deutschland, Verbänden und Logistikdienstleistern sind diese Maßnahmen ein Dorn im Auge.
Minister Scheuer bleibt Brenner-Gipfel aus Protest fern
Aus Protest hat auch Deutschlands Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mitgeteilt, dem Treffen fernzubleiben, was wiederum in Tiroler Seite auf Unverständnis stößt. Für die deutsche Seite wird Bayerns Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) an dem Gipfel teilnehmen. Sie hatte im Vorfeld mit Aussagen in Tirol für Wirbel gesorgt, wonach eine Lockerung des Lkw-Nachtfahrverbots in Tirol zu prüfen sei, um Verkehrsspitzen bei Tag zu entzerren. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) nannte solche Forderungen inakzeptabel und befürchtet, dass das weiteren Verkehr anziehen würde.
Platter wirbt für Korridormaut im Alpentransit
Platter hingegen macht sich für eine erhöhte Korridormaut von München bis Verona stark, die die Attraktivität der Straße für Transport- und Logistikunternehmen senken soll. Eine Korridormaut bezeichnet aber zum Beispiel der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) als No-Go. "Tirol muss beim Nachtfahrverbot mit sich reden lassen, wir sind im Gegenzug bereit, in moderne Technologien wie Euro 6 zu investieren", sagt LBT-Chef Sebastian Lechner. Ob die Nachtfahrt allerdings so kostspielig bleiben muss, stehe auf einem anderen Blatt. In jedem Fall müsse eine kooperative Lösung gefunden werden, bekräftigt er. "Bleiben die Fronten verhärtet, sehen wir mittelfristig die Gefahr, dass das System des alpenquerenden Verkehrs kollabiert", warnt Lechner.