Tirol will weitere Lkw-Fahrverbote

22. Okt. 2018
Tirol plant zum 1. August 2019 ein Anti-Transit-Paket. Dann soll das sektorale Fahrverbot ausgeweitet werden.
Die Regionen im Alpenraum wollen den zunehmenden Lkw-Verkehr mit schlechter Luft, Lärm und der Überlastung der Infrastruktur in den Griff bekommen. Teilnehmer eines Logistik-Dialogs im schweizerischen Altdorf forderten, sich von nationalem Egoismus zu verabschieden und bereits vorhandene technischen Lösungen für die effizientere Organisation von multimodalen Verkehren grenzüberschreitend zu nutzen. In Tirol will man zunächst einmal zum Schutz von Bevölkerung und Natur die Lkw-Fahrverbote verschärfen.
Wegfall der Ausnahmeregeln für Euro 6-Lkw im Transit
Das österreichische Bundesland hat die härtere Gangart im Landtag bereits beschlossen. Das „Anti-Transit-Paket“ sieht zum 1. August 2019 eine Ausweitung des sektoralen Lkw-Fahrverbots auf weitere „bahnaffine“ Güter vor, wie die Stellvertreterin von Landeshauptmann Günther Platter, Ingrid Felipe, sagte. Gleichzeitig sollen auch die Ausnahmegenehmigungen für Euro 6-Lkw im Transit wegfallen, außerdem sind allgemeine Fahrverbote im Transit für Euro 4-Lkw vorgesehen. Euro 5-Fahrzeuge trifft es 2021, ab dann würden auch Nachtfahrverbote für die Euroklasse 6 gelten.
Die für dieses Jahr erwarteten 2,5 Millionen Lkw, die im Transit den Brenner überqueren, seien einfach zu viel, betonte die Politikerin, die in der Regierung unter anderem für Umwelt- und Klimaschutz sowie Verkehr zuständig ist. Es gehe nicht nur um Luftverschmutzung und Lärm, auch die Infrastruktur im Inn- und Wipptal sei mit dieser Menge schlichtweg überlastet, der Verkehrsfluss auf den überwiegend zweispurigen Strecken gefährdet. Selbst Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge würden deshalb an der prekären Lage nichts ändern.
Tirol: Umwegverkehre um 50 Prozent angestiegen
Problematisch seien auch Umwegverkehre, die von knapp 30 Prozent auf über 50 Prozent angestiegen seien, sagte Felipe. Sie seien auf den in Österreich vergleichsweise niedrigen Dieselpreis zurückzuführen, den der Bund für den Transitschwerverkehr endlich anheben müsse. „Die Nationalstaaten lassen uns in den Regionen oftmals sehr allein“, kritisierte sie die Regierung in Wien. Da es aufgrund der Tankverkehre bei Autobahn-Anschlussstellen auf der A12 und A13 regelmäßig zu gefährlichen Rückstaus komme, will Tirol jetzt temporäre Ausfahrbeschränkungen für den Schwerverkehr prüfen lassen. Damit die Fahrzeuge nicht bereits zuvor ausweichen, werde auch an Beschränkungen für Lkw abseits der Autobahnen gedacht.
Um die kurzfristige Verlagerung von der Straße auf die Schiene zu stärken, will Tirol Effizienz und Kapazität der Rollenden Landstraße umgehend erhöht sehen. Der Landtag hat das Wiener Verkehrsministerium und die Bahnen zudem aufgefordert, die Terminal-Infrastruktur zu verbessern und dafür zu sorgen, dass am Brennerkorridor grenzüberschreitend einheitliche Vorschriften für moderne Sicherheitssysteme eingeführt werden und nationale Hürden wegfallen.
Korridor-Maut von Bayern nach Italien angestrebt
Derzeit befinde sich das Land Tirol in Gesprächen mit der EU-Kommission, damit die Fahrverbote geduldet würden, erläuterte Felipe. „Bei unseren Nachbarregionen setzen wir auf Kooperation, zumindest aber auf Toleranz“, sagte sie. Die Tiroler können sich gut eine „Korridor-Maut“ von München bis Verona mit einer Anhebung der Preise vorstellen, um den Verkehr besser zu steuern. „Die Straße ist viel zu billig“, sagte Felipe. Ziel sei es zu erreichen, dass sich Bayern und Italien zur aktuell bereits möglichen Anhebung der Maut auf das Tiroler Niveau zubewegten.