Toll Collect: Mautkalkulator unter der Lupe

29. Juni 2023 Newsletter / Transport & Verkehr
Der Mautbetreiber Toll Collect hat einen Mautkalkulator veröffentlicht, der Auskunft zu Fragen rund um die Maut geben soll. Die Fachzeitschrift trans aktuell hat die Spedition Diez aus Dettingen unter Teck prüfen lassen, ob und wie der soeben veröffentlichte Mautkalkulator funktioniert und vor allem, welche Antworten er liefert. Denn Lkw mit Verbrennungsmotor, die nach 2019 auf die Straße kamen, könnten gegenüber vorher gefertigten Euro-6-Lkw noch deutlich günstiger fahren.
Der Grund: Die neuen Mauttarife, die ab 1. Dezember greifen sollen, sehen mehrere CO2-Emissionsklassen für Verbrenner vor. Die Fahrzeugsemester bis 2019 gehören der schlechter gestellten CO2-Emissionsklasse 1 an, die neueren könnten unter die Klassen 2, 3 und 4 fallen und von einem deutlichen Mautbonus profitieren. Zum Vergleich: Für einen schweren, bis 2019 gebauten Euro 6-Lkw mit fünf oder mehr Achsen fallen zum 1. Dezember – wenn Bundestag und Bundesrat dem Entwurf zustimmen – 15,8 Cent zusätzlich wegen der CO2-Komponente bei der Maut an. Seine jüngeren Diesel-Geschwister in den CO2-Emissionsklassen 2, 3 und 4 hätten dann nur 15, 14,2 oder womöglich nur 7,9 Cent zu zahlen. Verbrenner der CO2-Emissionsklasse 4 wären mit 7,9 Cent je Kilometer also nur halb so stark belastet.
Entsprechend groß dürfte also die Neugierde der Unternehmer sein, herauszufinden, welchen Tarifen ihre modernen Diesel-Lkw denn nun unterliegen. Mit den Worten „Prüfen Sie auf dieser Seite, ob Ihr Fahrzeug in eine günstigere CO₂-Emissionsklasse als 1 fällt“, bewirbt Toll Collect den Kalkulator auf seiner Seite. Das sei grundsätzlich erst für Fahrzeuge ab dem Baujahr 2019 möglich. „Sie benötigen für die Prüfung die Zulassungsbescheinigung des Fahrzeugs und, falls vorhanden, diese Unterlagen: Kundeninformationen und Übereinstimmungsbescheinigung.“
Die Fachzeitung trans aktuell wollte die Probe aufs Exempel machen und wandte sich an Andreas Diez, Geschäftsführer der gleichnamigen auf Volumengüter spezialisierten Spedition in Dettingen unter Teck. Seine gute Nachricht: Der Rechner funktioniert einwandfrei und bedarf keiner großen Erklärung. „Ich habe es soeben getestet, es hat nur fünf Minuten gedauert“, meldet der Unternehmer. Dennoch macht sich Ernüchterung breit, nachdem Diez die Daten für seine 4x2-Zugmaschine mit 315 kW und Erstzulassung 14. April 2022 eingegeben hat. „Unser moderner effizienter Lkw von 2022 ist nur Klasse 1 – ein Actros MP4“, teilt er mit.
„Ok, nehmen wir einen DAF“, schlägt die Redaktion von trans aktuell vor. Doch auch die neueste Generation des XG als 4x2-Zugmaschine mit 330 kW und Erstzulassung 17. August 2022 fällt nur unter CO2-Emissionsklasse 1. Unternehmer Diez bedauert es, dass die neuen und effizienten Fahrzeuge keine bessere Klasse und damit Mauteinstufung erhalten. Andere Faktoren wie Leichtbau-Auflieger, die zwei Tonnen weniger auf die Waage bringen und zu weniger Verbrauch führen, würden durch den Rechner nicht berücksichtigt, bedauert er.
Welche Fahrzeuge fallen dann überhaupt unter die besseren Emissionsklassen? Das scheint die große Unbekannte. Auch von Seiten der Fahrzeughersteller scheint es noch Klärungsbedarf zu geben. „Aus unserer Sicht sind in dem aktuellen Entwurf der neuen Maut die Emissionsklassen noch nicht definiert und wir wissen nicht, welchen Einfluss oder welche Reduktion die einzelnen unterschiedlichen Technologien oder Kraftstoffe haben werden“, heißt es von einem Fahrzeugbauer auf Anfrage.