trans aktuell-Symposium: Start-ups in der Logistik

27. Apr. 2018
Zusammen ist man stark: Beim trans aktuell Symposium "Etablierte treffen Start-ups" ging es in die Praxis bei Zufall logistics in Göttingen.
Gerade für mittelständische Logistiker mutet die Welt der Start-ups bisweilen fremd an. Fängt nun ein Verdrängungswettbewerb an? Eine Angst, die unbegründet ist. Das zeigte das trans aktuell Symposium. Vielmehr eröffnen sich, wie bei Zufall logistics in Göttingen, für beide Seiten überaus fruchtbare Formen der Zusammenarbeit.
Jürgen Wolpert, Geschäftsführer der Zufall logistics group, zeigte vor rund 70 Teilnehmern, was das Unternehmen mit Hauptsitz in Göttingen aktuell umtreibt. So ist der Dienstleister beispielsweise unter anderem für die weltweilte Ersatzteillogistik des Roboterherstellers Kuka verantwortlich. Mit den rund 2.100 Mitarbeitern erzielt das Unternehmen über alle Standorte hinweg einen jährlichen Netto-Umsatz etwa 316 Millionen Euro. Dafür bewegt Zufall logistics rund 4,6 Millionen beförderte und bewirtschaftet 350.00 Quadratmeter in der Kontraktlogistik. Daneben gehören vor allem die Landverkehre in Deutschland und Europa sowie Luft- und Seefracht zum Kerngeschäft.
Der schnelle Euro ist nicht das Ziel
"Wir wollen künftig mehr anbieten, als den Transport. Sondern eben auch etwa Aufbau-Dienstleistungen", erklärte Wolpert. Bislang entfällt rund 24 Prozent des Geschäfts auf die Landverkehre Europa, weitere 38,4 Prozent auf die Landverkehre in Deutschland. Dabei ist ihm aber auch noch etwas anderes wichtig: "Der schnelle Euro ist nicht unser Ziel – sondern nachhaltiges Wachstum".
Wo es hingehen soll, zeigte Peter Müller-Kronberg, geschäftsführender Gesellschafter von Zufall: "Wir finden aktuell nicht die Zeit, um uns mit Innovationen zu beschäftigen." Daher haben Zufall nun eine Immobilie erworben. Dort sollen, räumlich getrennt vom operativen Geschäft, neue Ideen geschmiedet werden. Es gehe darum, Technologien zu testen und ins Tagegeschäft zu überführen. An eben dieser Stelle möchte Müller-Kronberg die Zusammenarbeit mit Start-ups weiter forcieren. "Wir sehen dort großes Potenzial."
Der Weg von der Angst zur Chance
Eine Einschätzung, die Robert Münnich, stellvertretender Niederlassungsleiter in Nohra bei Zufall logistics nur unterstreichen kann. Schließlich hat der Logistiker den "Weg von der Angst zur Chance" bereits hinter sich. Denn der Mittelständler Zufall kooperiert unter seiner Federführung bereits mit dem Start-ups Pamyra. "Der Kontakt ist über das Logistiknetzwerk Thüringen zustande kommen", berichtete Münnich. Mittlerweile habe sich Pamyra für Zufall zum digitalen Vertriebskanal entwickelt: "Wir haben kleine Versandkunden, die unregelmäßig Anfragen herausschicken. Diese verursachen einen ziemlich großen Aufwand", erläuterte er. Waren es 2017 noch rund 8.000 Euro Umsatz über Pamyra, sind des allein schon seit Jahresbeginn 2018 mehr als 15.000 Euro – Tendenz steigend. "So werden bei uns im Haus Zeit und Ressourcen geschont und wir generieren dennoch Umsatz."
Pamyra-Chef Wiegand: "Google mag uns"
Für Felix Wiegand, Gründer und CEO von Pamyra, hat sich das ganze ebenfall gelohnt. Der Softwareentwickler ist seit rund zehn Jahren im E-Commerce unterwegs. Zur Logistik kam er eher durch Umwege. "Mein Schwiegervater ist Niederlassungsleiter bei einem Logistiker." Irgendwann sei ihm dann ganz naiv die Idee gekommen, ein Vergleichs- und Buchungsportale wie bei Hotels oder Reisen auch für die Logistikbranche zu entwickeln. Dabei sei das Start-up gleich auf ein unerwartetes Problem gestoßen: "Viele Logistiker konnten sich nicht vorstellen, den eigenen Preis neben dem eines Wettbewerbers öffentlich darzustellen."
Wiegand sieht das Webportal Pamyra allerdings als autarken Vertriebskanal. "Wenn der Ganze Spaß eingerichtet ist, funktioniert der Rest automatisch." Sein Ziel sei es, den Speditionen unter die Arme zu greifen. Tagespreisanfragen gehen nicht mehr per E-Mail sondern werden über Pamyra abgewickelt. Ansonsten würden eher die großen Konzerne profitieren, "die Google-seitig ganz oben stehen". Mit Pamyra gebe es nun eine Plattform, mit der die Angebote der kleinen und mittelständischen Speditionen online sichtbar werden. Er selbst setzt dabei auf organisches Wachstum. Mit Erfolg: "Google mag uns."