Transport-Logistik-Barometer: Verkaufsgeschäft im Tief

20. Juli 2023 Newsletter
Übernahmen und Allianzen in der Logistikbranche sind im ersten Halbjahr 2023 weiter rückläufig und fallen auf ein Zehnjahres-Tief. Das geht aus dem Transport- & Logistik-Barometer von PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor. Eingebremst wurde es demnach durch ein fragiles wirtschaftliches und geopolitisches Umfeld sowie die gestiegenen Kapitalkosten.
In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden nur 85 Fusionen und Übernahmen mit einem Volumen von mindestens 50 Millionen US-Dollar (rund 45 Millionen Euro) angekündigt; im Vorjahreszeitraum waren es mit 144 deutlich mehr. Laut PwC fiel das gesamte Deal-Volumen fiel demnach auf 34,3 Milliarden US-Dollar, den niedrigsten Stand seit zehn Jahren.
Allerdings erzielten die Transaktionen im Schnitt höhere Preise. Mit 3,1 übertraf laut PwC der Sales Multiple im ersten Halbjahr 2023 deutlich den Median von 1,7 im Gesamtjahr 2022. Die so genannten Megadeals werden aber laut den Beratern weniger, weil schlicht entsprechende Zielunternehmen fehlen.
Logistik und Güterverkehr bleibt aktivstes Segment
Mit 40 Deals war der Bereich Logistik und Güterverkehr in der ersten Jahreshälfte erneut das aktivste Segment bei den M&A-Deals und strategischen Partnerschaften. Wie in den vergangenen Jahren fand knapp die Hälfte der Transaktionen in diesem Subsektor statt.
Reeder schaffen sich Standbein in der Logistik
Als größten Deal bezeichnen die Berater die 5,1 Milliarden Dollar teure Übernahme des französischen Logistikdienstleisters Bolloré Logistics durch den Reeder- und Logistikkonzern CMA CGM. Dies beweise auch den anhaltenden Trend, dass großen Schifffahrtsunternehmen, die durch die Frachtraten der vergangenen Jahre viel Kapital angehäuft hätten, ihr Dienstleistungsspektrum auf die Logistik ausweiten. Ein weiterer Milliarden-Dollar-Deal ist die Übernahme des österreichischen Unternehmens Cargo-Partner durch den japanischen Konzern Nippon Express, der damit seine Präsenz in Europa ausbaue.
Übernahmen durch Rhenus und Geis
In Europa gab es zudem mehrere Transaktionen, die nicht die 50-Millionen-Dollar-Marke erreicht oder bei denen der Transaktionswert nicht bekannt gegeben wurde. Darunter die Übernahmen von Nederlandse Transport Maatschappij und Trans Integral in Kroatien durch Rhenus sowie die 66-prozentige Beteiligung der Geis-Gruppe an der österreichischen Quehenberger Logistik.
Laut dem Barometer bauen vor allem die großen Logistikdienstleister ihre Reichweite außerhalb ihrer Heimatregionen weiter aus. Regionen aus. Etwa der dänische Konzern DSV, der die zwei US-amerikanischen Logistikunternehmen S&M Moving Systems West und Global Diversity Logistics übernommen habe, um seine Halbleiterdienstleistungen zu erweitern; oder Kühne + Nagel, der das südafrikanische Logistikunternehmen Morgan Cargo im Blick habe.
Finanzinvestoren stark involviert
Eine wichtige Rolle spielen neben den strategischen Erwerbern auch weiter die Finanzinvestoren: In der ersten Hälfte des Jahres 2023 beteiligten sich Finanzinvestoren an etwa der Hälfte aller Transaktionsankündigungen, aber nur 38 Prozent des gesamten Transaktionswerts (2022: 64 Prozent). Laut dem PwC-Barometer konzentrieren sich diese aufgrund der aktuellen Finanzlage mehr auf kleinere Transaktionen im mittleren Marktsegment, die weniger Kredite und Kreditgeber erfordern als Megadeals.