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TST setzt auf genossenschaftliches Laden

12. Aug. 2025 Newsletter
Die TST-Gruppe mit Sitz in Worms verfolgt eine eigene Lösung bei der Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw. Der Logistikdienstleister baut ein genossenschaftlich orientiertes Depotladenetz auf. Das heißt nach Angaben von TST konkret: Speditionen können dem Netzwerk beitreten und mit ihren E-Lkw die Infrastruktur nutzen oder sie stellen selbst Ladepunkte bereit und tragen damit zum Ausbau des Systems bei.
„Netzwerkpartner genießen in diesem Verbund wesentliche Vorteile: Wer wie TST eine eigene Ladeinfrastruktur betreibt, kann die Auslastung seiner eigenen Ladestellen signifikant erhöhen und gewinnt Investitionssicherheit“, sagt Katrin Herda, Head of Energy Solutions & E-Mobility bei TST gegenüber der Fachzeitung trans aktuell.
Günstigere Ladepreise als an öffentlichen Ladestationen
Auch Partner, die keine Ladepunkte zur Verfügung stellen, beziehen laut Herda Strom zum deutlich günstigeren Depotladepreis als an öffentlichen Ladestationen. „Jeder, der dabei ist, bekommt deutschlandweit Zugang zu einer schnell wachsenden Depotladeinfrastruktur, die den wirtschaftlichen Einsatz von E-Lkw ermöglicht“, sagt Herda, die seit Februar 2024 für die nachhaltige Transformation der TST-Gruppe zuständig ist. „Entwickelt haben wir die Idee im Austausch mit Kunden und anderen Logistikern. Alle arbeiten in diesem Netz auf Augenhöhe zusammen.“
Im Moment nutzen zwölf Logistikunternehmen das TST-Depotladenetz aktiv. Dazu zählen kleine Betriebe mit ein bis zwei E-Lkw genauso wie große Flottenbetreiber mit mehr als 1.500 Fahrzeugen. Die ersten Ladepunkte sind am Netz, unter anderem am Hauptsitz in Worms mit der Adresse „Am Guten Brunnen 1“. Laut TST handelt es sich um die größte Schnell-Ladestation für Elektro-Lkw in Rheinland-Pfalz. Sie hat Ende März eröffnet. Selbst 44-Tonner könnten dort laden, ohne abzusatteln. Die Anlage verfügt über acht „High Power Charging“ (HPC)-Ladepunkte nur für E-Lkw. In Worms soll ein weiterer Ladepunkt mit Übernachtungsmöglichkeiten für Lkw-Fahrer entstehen.
2023 hat TST das Tochterunternehmen PamSun gegründet
An anderen Standorten in Deutschland treibt TST den Ausbau der Ladeinfrastruktur ebenfalls voran. Der Logistiker hat dazu 2023 das Tochterunternehmen PamSun gegründet. „PamSun ist ein zentraler Leistungsbaustein der TST-Gruppe, um die Logistik und die Lieferketten unserer Kunden zu dekarbonisieren und die Mobilitätswende in Deutschland voranzutreiben“, sagt Herda. PamSun versieht die Dächer der deutschen TST-Standorte mit PV-Modulen. So werden aus den Logistikzentren Energiekraftwerke, die grünen Strom liefern. Die gewonnene Sonnenenergie versorgt die Logistikanlagen und die Depotladestandorte.
Leider geht der Aufbau der Ladeinfrastruktur nicht so schnell voran wie geplant. Bei einzelnen Anlagenkomponenten kommt es laut Herda immer wieder zu Lieferengpässen. „Auch der bürokratische Aufwand ist hoch und frisst Zeit.“ Die Bürokratie führe zu einem hohen Abstimmungsaufwand und Wartezeiten. Die Zusammenarbeit mit den Behörden funktioniere aber gut.
Doch das Team zeigt sich zuversichtlich. Die Nachfrage nach E-Lkw wachse stetig. Dementsprechend beschleunige sich auch der Ausbau des Ladenetzes. Sobald die Industrie mehr Planungssicherheit gewinne, werde sie auch ihre Produktionskapazitäten hochfahren können.
Mikrohotels für Lkw-Fahrer in Ladeparks geplant
An den Stromtankstellen wie in Worms schafft die TST-Gruppe nicht nur Lademöglichkeiten. Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer können dort Essen kaufen, moderne Sanitäranlagen nutzen und in Lounges entspannen. Noch einen Schritt weiter geht es in Gimbsheim (Rheinland-Pfalz). Dort hat TST zusammen mit dem Düsseldorfer Unternehmen Roatel ein Mikrohotel für Lkw-Fahrer gebaut. Die vier Mini-Apartments – umgebaute Überseecontainer – verfügen über eine Dusche, ein WC, Sat-TV und ein gemütliches Bett. Das Konzept soll auf die E-Lkw-Ladeparks ausgeweitet werden. So ist Strom tanken bei TST nicht nur angenehm für die Unternehmer, sondern auch für die Fahrer.
Das Unternehmen
• Die TST-Gruppe hat ihren Hauptsitz in Worms.
• Geschäftsführung: Frank und Melanie Schmidt (Inhaber), Marcel Bicking
• Mehr als 3.500 Mitarbeitende an mehr als 75 Standorten in Deutschland, Europa und den USA.
• Der Jahresumsatz 2024 lag bei mehr als 510 Millionen Euro.
• Das Unternehmen bewirtschaftet deutschlandweit eine überdachte Lager- und Logistikfläche von 1,3 Millionen Quadratmetern.
• 1990 mit einem Lkw gestartet. Mittlerweile gehören rund 150 eigene Fahrzeuge zum Fuhrpark.
• Branchen: Industrie (Automotive, Chemie, Pharma); Handel (Food, Non-Food); FMCG (Nahrungsmittel, Hygiene & Kosmetik, Heimtiernahrung)
• Das Tochterunternehmen PamSun (2023 gegründet) baut eine halböffentliche Ladeinfrastruktur in Deutschland auf.