Umfrage: Warum Unternehmen in ZEV investieren

19. Sept. 2024 Newsletter
Unternehmen entscheiden aufgrund unterschiedlicher Faktoren darüber, ob sie in Zero-Emission-Vehicles (ZEV) investieren. Das geht aus einer repräsentativen gemeinsamen Markterhebung des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV) und der Deutschen Energie-Agentur (dena) hervor. Daten zu Chancen und Herausforderungen der Antriebswende im Straßengüterverkehr wurden aus Anlass der IAA TRANSPORTATION vorab veröffentlicht.
Laut Umfrage haben die CO2-Preise wenig Einfluss auf Investitionsentscheidungen, vielmehr entscheidet der künftige Marktzugang darüber, ob Unternehmen in ZEV investieren. „Die Erhebung zeigt, dass es aus Sicht der teilnehmenden Unternehmen vor dem Hintergrund steigender Kundenerwartungen an eine nachhaltige Logistik vor allem wichtig ist, die eigene Marktstellung zu festigen und auszubauen“, schreibt der DSLV dazu. 86 Prozent der Unternehmen begründen ihre grundsätzliche Investitionsbereitschaft hiermit.
Hohe Lkw-Mautsätze für Verbrennerflotten und steigende CO2-Abgaben sind aus Sicht der Befragten derzeit ein eher untergeordnetes Motiv für die Anschaffung von ZEV. Lediglich 27 Prozent gaben wachsende Mautkosten für den Einsatz von Diesel-Lkw als Grund für einen Umstieg an.
Aussagen der Anwender zur Dekarbonisierung
„Bislang wurden politische Beschlüsse zur Dekarbonisierung kaum an den Bedarfen der Logistikbranche ausgerichtet. Erstmals liegen hierzu Aussagen der Anwenderseite vor, die den technologieoffenen Anspruch der Speditionshäuser an die Zukunft des Straßengüterverkehrs deutlich unterstreichen“, sagt DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster. „Für sehr schnelle CO2-Minderungen muss die Politik auch Anreize für die Dekarbonisierung der Bestandsflotten durch alternative Kraftstoffe schaffen.“
Die Befragung zeige zudem, dass die staatliche Anhebung von CO2-Preisen als Lenkungsinstrument eher weniger zur Beschleunigung der Flottentransformation beitrage. Offen sei, ob und wann sich die erheblichen finanziellen und organisatorischen Anstrengungen des Logistiksektors amortisieren. „Null-Emissions-Logistik wird es zum Null-Tarif jedenfalls nicht geben können“, sagt Huster.
Unzureichende Ladeinfrastruktur und hohe Anschaffungskosten bremsen Flottenumstellung
Laut dena und DSLV zeigen die Ergebnisse, dass für den operativen Einsatz von ZEV-Flotten im Tagesgeschäft noch zahlreiche Hürden überwunden werden müssen. „Erwartungsgemäß sind die unzureichende Ladeinfrastruktur und die hohen Anschaffungskosten für ZEV wesentliche Gründe für eine Investitionszurückhaltung. Dennoch signalisierten im Mittel rund 65 Prozent der befragten Unternehmen eine grundsätzliche Bereitschaft, in E-Lkw, Brennstoffzellenfahrzeuge oder Wasserstoffverbrenner zu investieren.“
Aber diese Zahl müsse vor dem Hintergrund der Tatsache, dass sich an der Befragung mehrheitlich Unternehmen beteiligt haben, die sich bereits intensiver mit einer Transformation ihrer Flotten befasst haben, relativiert werden. Zudem sei die Investitionsbereitschaft bei Unternehmen mit größeren Lkw-Flotten erwartungsgemäß ausgeprägter als bei kleineren Transportunternehmen.
Laut der Erhebung überwiege bei 75 Prozent der Befragten das Interesse an batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV); 62 Prozent erwägen auch den Einsatz von Wasserstoffverbrennungsmotoren und 56 Prozent planen, auch in Brennstoffzellenantriebe zu investieren. Konkrete Investitionsstrategien für die kommenden sieben Jahre haben 22 Prozent der teilnehmenden Unternehmen.
Weitere Ergebnisse:
• Auch die eigene CSR-Strategie (Corporate Social Responsibility) ist ein Grund, mehr in klimaneutrale Antriebe zu investieren, so jedenfalls 70 Prozent der Befragten.
• Für 57 Prozent war die bisherige staatliche Anschaffungsförderung (KsNI-Programm) ein zusätzlicher Impuls, in alternativ angetriebene Lkw-Flotten zu investieren. Im Gegensatz dazu sahen 22 Prozent in der staatlichen Anschaffungsförderung einen zu geringen finanziellen Nutzen; 18 Prozent halten den administrativen Aufwand für zu hoch.
• Eine hohe Bedeutung messen die befragten Unternehmen dem Einsatz alternativer Kraftstoffe bei: 77 Prozent planen mit HVO100 den teilweisen Betrieb ihrer Bestandsflotten, der Einsatz von Bio-LNG und Bio-CNG wird von insgesamt 30 Prozent weiterhin geplant.
• Die Bereitschaft für zukünftige Investitionen in gasbetriebene Fahrzeuge ist im Vergleich zwar geringer ausgeprägt, doch planen noch 28 Prozent der Unternehmen in LNG-Lkw und 14 Prozent in CNG-betriebene Fahrzeuge zu investieren.
Der endgültige Bericht der gemeinsamen Markterhebung des DSLV und der dena wird Anfang Oktober 2024 veröffentlicht.