Umweltbundesamt will Schiene stärken

17. Juni 2016
Das Umweltbundesamt veröffentlicht zwei Studien zum Güterverkehr. Demnach sollen mehr Güter auf die Schiene und die Lkw ohne Diesel fahren. Zudem wird Kritik am aktuellen Entwurf des Bundesverkehrswegeplans laut.
Um die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen, muss der Verkehr bis spätestens 2050 Treibhausgas-neutral sein. Wie dieses Ziel zu erreichen ist, das hat das Umweltbundesamt (UBA) heute in gleich zwei Studien vorgestellt.
Die erste Studie, die den Titel "Klimaschutzbeitrag des Verkehrs bis 2050" trägt, beinhaltet die Prognosen des UBA hinsichtlich der Güterverkehrsleistung bis zum Jahr 2030. Bei einer Fortschreibung des derzeitigen Wachstums steige die Güterverkehrsleistung dahin um 38 Prozent gegenüber 2010. "Wir brauchen daher deutlich mehr Güter auf der Schiene und gleichzeitig ein Ende der fossilen Kraftstoffe auch beim Lkw-Verkehr", sagte die UBA-Präsidentin Maria Krautzberger in diesem Zusammenhang.
Die richtige Rahmenbedingungen vorausgesetzt, könne die Verkehrsleistung der Schiene bis zum Jahr 2050 im Vergleich zu heute auf mehr als das Zweieinhalbfache gesteigert werden. Damit wären dann immer noch 60 Prozent der Güterverkehrsleistung auf der Straße. Um auch hier auf null Treibhausgasemissionen zu kommen, müssten fossile Kraftstoffe aus den Tanks von Lkw verbannt werden, heißt es seitens des UBA.
Dabei setzt die Studie auf Elektromotoren und Strom aus erneuerbaren Energien. Bei einigen Verkehrsträgern ist dies jedoch nicht möglich, zum Beispiel beim Flugzeug oder bei Seeschiffen. Hier sollen aus regenerativem Strom hergestellte Kraftstoffe wie Power-to-Liquid (PtL) oder Power-to-Gas (PtG) eingesetzt werden. Für den Straßengüterfernverkehr untersuchte die Studie den Einsatz von PtL in Diesel-Lkw und den Oberleitungs-Hybrid-Lkw. Das Ergebnis: Beide Optionen würden im Jahr 2050 null Emissionen im Güterverkehr ermöglichen.
Maut auf alle Lkw und Straßen ausweiten
Die zweite Studie "Finanzierung einer nachhaltigen Güterverkehrsinfrastruktur" wiederum bietet nach Meinung des UBA zwei konkrete Ansatzpunkte, um die Schiene zu stärken. So müsse zum einen die Nutzerfinanzierung erweitert werden. Die Lkw-Maut solle auf das gesamte Straßennetz und auf alle Lkw-Klassen ausgeweitet und die externen Kosten mit eingepreist werden. Auch die Schiene bleibt an dieser Stelle nicht ungeschoren: Denn das UBA fordert eine Erhöhung und weitere Differenzierung der Trassenpreise nach Lärm. Zum anderen empfiehlt die Studie, die Schieneninfrastruktur und die Infrastruktur für den Kombinierten Verkehr schneller auszubauen.
Hart ins Gericht geht das UBA mit dem aktuellen Entwurf des Bundesverkehrswegeplans: "Der vorliegende Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes setzt ein völlig falsches Signal, weil er den Straßenverkehr für die nächsten 15 Jahre bevorzugt. Das Umweltbundesamt empfiehlt, deutlich mehr als die derzeit vorgesehenen 42 Prozent der BVWP-Finanzmittel in die Schiene zu investieren", sagte Krautzberger.