VDA: Europaweite Ladeinfrastruktur gefordert

25. März 2021 Newsletter / Betrieb & Technik
Auf dem 22. Technischen Kongress des VDA geht es darum, wie sich die Automobilindustrie auf den Weg zur Klimaneutralität macht.
Auf dem Kongress des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) fordert etwa VDA-Präsidentin Hildegard Müller einen massiven Ausbau des Ladenetzes in ganz Europa. „Wenn die EU-Kommission die CO2-Werte für den Fahrzeugbereich im Juni verändern will, muss sie zugleich einen detaillierten Ausbauplan für eine europaweite Ladeinfrastruktur vorlegen“, fordert sie. Die Automobilindustrie wiederum tue alles, um die entsprechenden Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Um die nötige Akzeptanz in der Bevölkerung zu bekommen, sei es allerdings unumgänglich, sich auf politischer Ebene dieser Herausforderung zu stellen.
EU ist uneinheitlich unterwegs
Bislang verfügen laut Müller von 27 EU-Staaten gerade einmal drei, namentlich Deutschland, die Niederlande und Frankreich, überhaupt über eine sich aufbauende Versorgung mit Ladepunkten und diskutieren über den notwendigen Ausbau. Auf sie entfallen aktuell 82 Prozent der Ladepunkte in der gesamten EU. Und selbst dort bestehe noch Nachholbedarf.
Laut VDA macht nur Ökostrom Sinn
Aber nicht nur hinsichtlich der Ladepunkte gelte es seitens der Politik entsprechend zu reagieren: „Es muss Ökostrom im Ladenetz fließen, denn niemand will sein E-Auto mit Kohlestrom betanken“, erklärt Müller. Gleichzeitig warb sie für einen technologieoffenen Ansatz bei den Antrieben: Benötigt würden alle Optionen, auch Wasserstoff und klimaneutrale synthetische Kraftstoffe (E-Fuels): „Unsere Forderung ist daher, Klimaschutz und Industriepolitik zusammenzudenken. Nur so schützen wir das Klima, machen Europa zukunftsfähig, sichern Wohlstand und liefern Innovation“, erklärt die VDA-Präsidentin.
Europa darf China nicht das Feld überlassen
Einen Ansatz, den auch Thierry Breton, EU-Kommissar für den europäischen Binnenmarkt, verfolgt. Denn die wohlbekannten Fahrzeughersteller seien in wirtschaftlicher Sicht nur die Spitze des Eisbergs. Er denke da auch an die vielen Zulieferer. China wolle bis 2025 massiv in emissionsfreie Fahrzeuge investieren. „Der Wandel in Europa muss vollzogen werden, ohne die europäische Wirtschaft zu schwächen“, betont Breton.
Keine zweite Palmöl-Falle
Florian Pronold (SPD), Mitglied des Bundestags und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, sagt wiederum einen politischen Kampf um die Nachhaltigkeit voraus. Diese umfasse eben nicht nur eine Reduktion der Emissionen. Der Sozialdemokrat betont, dass zum Drei-Säulen-Modell einer nachhaltigen Entwicklung neben umweltbezogenen auch wirtschaftliche und soziale Ziele nicht aus dem Blick geraten dürfen. Ansonsten bekomme man im weiteren Verlauf ganz andere Probleme. Mit Blick auf alternative Kraftstoffe gibt Pronold zudem zu bedenken, dass eine Einschätzung der Nachhaltigkeit immer nur in der Gesamtbetrachtung erfolgen kann: „Wir dürfen nicht in eine zweite Palmöl-Falle hineinlaufen."
Branchenübergreifende Zusammenarbeit ist nötig
„Klimaschutz ist fest in unserem Unternehmenszweck verankert und elementarer Bestandteil unserer Strategie. Daher legen wir den Schwerpunkt unserer Zusammenarbeit mit der Automobilbranche auf Lösungen für nachhaltige Mobilität“, erklärt etwa BASF-Vorstandsmitglied Dr. Markus Kamieth. Der Chemiekonzern ist wiederum im engen Austausch mit dem Automobilzulieferer Continental. „Ab 2022 wird Continental das weltweite Geschäft für emissionsfreie Autos, Busse, Züge und andere Fahrzeuge klimaneutral stellen. Das Programm umfasst sowohl unsere eigene Produktion als auch ganz bewusst ihre Vorstufen und die Verwertung zum Nutzungsende“, berichtet der Continental-Vorstandsvorsitzende Nikolai Setzer.
Klimaneutrale Produktion bei Daimler
Viel vorgenommen hat man sich auch im Hause Daimler: Ab 2022 soll die weltweite Pkw- und Transporter-Produktion klimaneutral sein. „Gemeinsam mit unseren Lieferanten arbeiten wir intensiv an der Nachhaltigkeit unserer Lieferketten“, berichtet Daimler-Vorstandsmitglied Markus Schäfer, der unter anderem für die Konzernforschung der Stuttgarter verantwortlich ist. Doch damit nicht genug: „Wir planen, die gesamte Mercedes-Benz Pkw-Neuwagenflotte bis 2039 CO2-neutral zu machen und elektrifizieren das gesamte Mercedes-Portfolio.“ Um das zu erreichen, brauche es entsprechende Partnerschaften. Gemeinsam gelte es, die Grenzen der Physik und der Elektrochemie auszuloten.