VDA fordert mehr Verantwortung von Politik

01. Feb. 2024 Newsletter
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), fordert von der Politik einen Paradigmenwechsel von der Defensive zur Offensive. Auf der VDA-Jahrespressekonferenz plädiert sie auch für Reformen statt Regulierung.
Laut Müller dürfen Krisen nicht zum wichtigsten Instrument werden, um politische Entscheidungen zu rechtfertigen. Sie kritisierte insbesondere die Ampelkoalition, die es nicht schaffe, selbstbestimmt und vorausschauend zu agieren und die ein klares Zielbild vermissen lasse.
Projektmanagement für die Politik
Die Politik brauche das, was die Wirtschaft schon implementiert habe – ein Projektmanagement. „Nur so können Fortschritte gemessen werden und die Politik kann nachsteuern, wo sie nicht auf Kurs ist“, sagte die Verbandschefin. Etwa beim Thema Rohstoff- und Handelsabkommen - „jedes nicht abgeschlossene Abkommen stärkt andere und schwächt uns“, sagte Müller in ihrer Rede.
Notwendig sei auch mehr Spielraum für die Wirtschaft, auch durch Abbau der Bürokratie und eine ambitioniertere Standortpolitik. Müller rief auch dazu auf, dass die Politik zwar Ziele und Rahmenbedingen, aber nicht das Vorgehen vorgeben sollte – nur so die Wirtschaft Innovationen zum Tragen bringen.
Kritik am Lieferkettengesetz
Beispiel dafür sei etwa das Prinzip Kreislaufwirtschaft der deutschen Fahrzeugindustrie – förderlich sei etwa, nicht nur die CO2-Grenzwerte für den Fahrbetrieb zu betrachten, sondern den Gesamtlebenszyklus des Fahrzeugs, vom Aufbau bis zum Recycling. Ebenso kontraproduktiv sei das geplante EU-Lieferkettengesetz, das in der vorliegenden Form für kleine und mittelständische Unternehmen nicht umsetzbar sei.
Aber Müller hatte auch Gutes zu berichten – neben dem System Kreislaufwirtschaft die Erfolge der deutschen Automobilindustrie bei der Entwicklung des autonomen Fahrens etwa, oder das bidirektionale Laden bei Pkw und Nutzfahrzeuge, bei dem das Fahrzeug zum Speicher für elektrische Energie wird.
Auch im Bereich Nutzfahrzeuge sind die deutschen Hersteller und Zulieferer laut Müller Trendsetter für klimaneutrale Mobilität, davon könne man sich auf der diesjährigen IAA Mobility im September in Hannover überzeugen.
Noch sei bei den zugelassenen Fahrzeugen aber eine große Lücke im Bereich schwere Nutzfahrzeuge: „Die Spediteure würden ja kaufen, aber wenn sie von ihrem Infrastrukturbetreiber hören, dass der Betriebshof für eine Ladeinfrastruktur nicht angeschlossen werden kann, hemmt das natürlich“, sagte die VDA-Präsidentin.
Das Ziel der Bundesregierung, dass bis 2030 30 Prozent der Fahrzeuge im Straßengüterverkehr elektrisch fahren soll, sei zudem ohne das Fortschreiben des KsNI-Förderprogramms schwierig, sagte Müller, und forderte schnellstmögliche Planungssicherheit, gerade in diesem Bereich mit seinen hohen Investitionszahlen.
„Für die Flottenerneuerung entscheidend ist aber auch ein funktionierendes öffentliches Ladenetz - das ist, im Vergleich zu den privaten Pkw, eine größere Herausforderung und muss deswegen von der Bundesregierung auch separat angegangen werden.“
• Der deutsche Fahrzeugmarkt – laut VDA-Chefvolkswirt Dr. Manuel Kallweit ist die gesamtwirtschaftliche Marktlage weiter gehemmt, das Geschäftsumfeld für die Automobilindustrie herausfordernd
• Der Absatz schwerer Nutzfahrzeuge habe sich aber 2023 erholt und in Europa wieder Vorkrisenniveau erreicht, für 2024 gehe der VDA aber von einem Rückgang von zehn Prozent in Europa aus
• 2024 werde daher eine Normalisierung der Nutzfahrkonjunktur erwartet
• Der Absatz von Anhänger und Aufbauten war 2023 hingegen im Rückwärtsgang. Sowohl die Anhänger insgesamt (-13 Prozent) als auch die schweren Sattelanhänger über sechs Tonnen (-18 Prozent) gingen deutlich zurück. Der Trend werde sich 2024 fortsetzen, aber mit geringerer Dynamik
Der Absatz beziehungsweise die Produktionszahlen von schweren E-Lkw ist laut Kallweit 2024 noch nicht im Fokus, auch weil aktuell nur zwei deutsche Hersteller produzieren. „Grundsätzlich sehen wir den Markt für schwere E-Lkw im Hochlauf, aber noch liegen wir hier viel weiter zurück als die E-Pkw.“