VDA warnt vor ambitionierter CO2-Regulierung für Lkw
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat auf seinem Neujahrsempfang vor den Folgen von weiteren Handelsbeschränkungen, einer zu ehrgeizigen CO2-Regulierung für schwere Lkw und Fahrverboten infolge von Grenzwert-Überschreitungen gewarnt. „Wir sind alle dafür, dass die Luftqualität in den Städten verbessert wird“, betonte VDA-Präsident Bernhard Mattes vor rund 650 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden. „Aber wenn wir erkennen, dass es nicht so sehr um saubere Luft geht, sondern dass die individuelle Mobilität insgesamt angegriffen wird, dann wird der VDA auch 2019 seine Stimme erheben – eher lauter als im vergangenen Jahr.“
Scheuer: Tempolimit ist einfallslos und retro
Auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der als Gastredner eingeladen war, warnte davor, die Mobilität zu verteuern und einzuschränken. Die Vorschläge, ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen zu verhängen, oder die Spritpreise deutlich zu erhöhen nannte er „einfallslos und zu retro“. „Wir werden das nicht zulassen“, bekräftigte der Minister. Die beiden Vorschläge sind Teil eines Expertenpapiers, das in der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität zurzeit ausgearbeitet wird und als Vorlage beim Erstellen eines nationalen Klimaschutzgesetzes dienen soll.
Gleichwohl machte Scheuer deutlich, dass die Branche ihre Anstrengungen deutlich erhöhen müsse, um die verkehrsspezifischen Klimaziele von bis zu 42 Prozent bis 2030 zu erreichen. „Wir brauchen bis dahin sieben bis zehn Millionen Elektro-Pkw“, sagte er. Auch das Nutzfahrzeug müsse seinen Beitrag leisten. „Wir brauchen mehr als 200.000 Lkw mit alternativen Antrieben, auch in den hohen Gewichtsklassen“, erklärte Scheuer.
Neben der notwendigen Antriebstechnik brauche es aber auch mehr Vernetzung zwischen den Verkehrsträgern und neue Mobilitätskonzepte. Scheuer selbst ist nach eigenen Angaben bei diversen Anbietern von Car-Sharing und Bike-Sharing bereits Kunde. „Als nächstes werde ich mich noch bei Rent a Scooter anmelden“, kündigte er an. Durch Nutzung und Vernetzung dieser Konzepte lasse sich erheblich CO2-einsparen.
VDA kritisiert CO2-Reduktionsziel von 30 Prozent
Der VDA bekennt sich ebenfalls zu einer weiteren CO2-Reduktion. Er warnt aber vor zu ehrgeizigen Vorgaben, die über das technisch Mögliche hinaus gehen und meint hier explizit die Vorschläge von EU-Kommission und EU-Parlament. Im Raum steht eine Reduktionsvorgabe von 30 Prozent bis 2030 für schwere Lkw. „Ich hoffe und erwarte, dass EU-Kommission und -Parlament gegenüber vernünftigen Argumente und nachvollziehbaren Fakten offen sind“, erklärte Mattes.
In dem Zusammenhang kam der VDA-Präsident auch auf die negativen Begleiterscheinungen eines harten Brexits zu sprechen. Er wirke sich negativ aufs Klima au, wenn nämlich Lkw infolge von Grenzabfertigungen stundenlang im Stau stehen müssten. „Wenn sich an den Zollstationen Calais oder Dover ein Stau von nur 30 Kilometern bildet, macht das pro Jahr einen CO2-Mehrverbrauch von 4.000 Tonnen aus“, sagte Mattes. Damit würden alle Bemühungen zur CO2-Reduktion konterkariert. „Und es wird ja nicht bei einem Stau bleiben.“ Erneut sprach sich der VDA-Präsident daher für einen offenen Welthandel aus, womit er seine Worte nicht nur an die Verantwortlichen in den USA, sondern auch an US-Präsident Donald Trump adressierte.