VDV: „Ohne akademischen Nachwuchs keine Verkehrswende“

26. Okt. 2021 Newsletter / Transport & Verkehr
Der Wissenschaftliche Beirat beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) weist in einem Positionspapier darauf hin, dass die für das Erreichen der Klimaschutzziele notwendige Verkehrswende auf hochqualifiziertes Personal angewiesen ist. Bund und Länder müssen ihrer Verantwortung für die Nachwuchs- und Wissenschaftsförderung daher gerecht werden und zusätzliche Impulse im Verkehrsbereich setzen.
Hintergrund: Bei den über 600 Mitgliedern des VDV zeichnet sich Personalbedarf ab. Prof. Dr. Thomas Siefer, Vorsitzender des Beirates: „Wir brauchen jährlich rund 1.500 Ingenieurinnen und Ingenieure, 1.500 Informatikerinnen und Informatiker, 1.500 Kaufleute und weitere Akademiker in den Bereichen Geodäsie, Jura und Umweltschutztechnik. Die vorhandenen Lehrstühle sind derzeit nicht hinreichend in der Lage, dies zu leisten. Die neue Bundesregierung ist hier gefordert.“
Zur Sicherung der Ausbildung akademischer Fachkräfte fordert der Beirat von der neuen Bundesregierung eine Strategie. Ziel sei es, Hochschulen mit zusätzlichen Professuren wie Eisenbahnbau, -betrieb und Schienenfahrzeugtechnik, öffentlicher Verkehr, integrierte Verkehrssysteme auszustatten und einschließlich der Informatik, der Verkehrsökonomie und der Stadt-/Raumentwicklung zu Clustern zu entwickeln. Darüber hinaus müsse gemeinsam mit den Hochschulen und der Branche eine Kampagne zur Gewinnung von Studierenden für den öffentlichen Verkehr im Zusammenhang der Ingenieur-, Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaften gestartet werden.
Zur Stärkung der Wissenschaft sollten die Mittel für die Ressortforschung in diesem Bereich mindestens verdoppelt werden, um die wissenschaftliche Fundierung von Maßnahmen in der Verkehrspolitik zu gewährleisten. Außerdem solle das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung als eigenständige Institution gestärkt, dauerhaft finanziert sowie stärker mit außeruniversitären Forschungszentren verknüpft werden.
Branche befähigen, politische Beschlüsse umzusetzen
Nach den zuletzt gefassten politischen Beschlüssen des Bundes stehen für Bus und Bahn mehr Finanzmittel zur Verfügung, um wieder in Infrastruktur und in Fahrzeuge investieren zu können. „Nach gegenwärtigen Stand sollen bis 2030 rund 170 Milliarden Euro allein in die Schieneninfrastruktur des Bundes investiert werden. Hinzu kommen Investitionen in Fahrzeuge, Werke und digitale Weiterentwicklung. Der öffentliche Verkehr auf Straße und Schiene muss die Kundenzahlen und transportierten Güter massiv erhöhen. Das gelingt nur, wenn alle relevanten Prozesse digital transformiert und die verschiedenen Verkehrsträger automatisiert und vernetzt werden. Das sind attraktive Betätigungsfelder für künftige Studienanfänger. Klimaneutralität, Nachhaltigkeit, spannende und sichere Arbeitsplätze sind Vorzüge gegenüber anderen Branchen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Siefer.