Versicherungen für den Lkw: Welche ist die richtige?

05. Dez. 2024 Newsletter
Inzwischen haben zahlreiche Versicherer spezielle Angebote für Lkw mit alternativen Antrieben im Angebot. Das zeigt eine Analyse des Branchen-Fachblatts trans aktuell. Wie bei anderen E-Fahrzeugen ist der Akku die wertvollste Komponente bei E-Lkw. Daher nehmen die Versicherungsgesellschaften besonders dieses Bauteil in den Fokus. So erklärt auch Carlos Pina Ferraz, stellvertretender Leiter Schunck Mobility Services, gegenüber trans aktuell, dass zahlreiche Versicherer eine Allriskdeckung für Akkus anbieten– analog zu den Standards im Pkw-Bereich. „Da Wasserstoff-Lkw im Grunde ebenfalls batteriegetrieben sind, erfolgt die Absicherung der Akkus ähnlich wie bei einem E-Lkw“, betont der Experte.

Neue Fahrzeugkomponenten im Blick

Mit Blick auf neue Fahrzeugkomponenten, die es nur in E-Lkw gibt, beispielsweise spezifische Kühlsysteme, stellt sich die Frage, wie diese abgesichert werden können. Bei Schunck brauchen solche Komponenten nicht separat versichert werden, da sie standardmäßig in der Kaskoversicherung enthalten sind. Ähnlich verhält es sich bei der R+V-Versicherung. Auf Anfrage teilt die Versicherung gegenüber trans aktuell mit, grundsätzlich zu versuchen, die Risiken und Leistungen zuschlagsfrei einzuschließen. Darüber hinaus bietet R+V auch eine zeitlich begrenzte Neupreisentschädigung für Akkumulatoren und Brennstoffzellen.

Besonderheiten bei der Ladeinfrastruktur

Besonderheiten gibt es hingegen bei der Ladeinfrastruktur und den erhaltenen Fördermitteln. „Beide sollten separat abgesichert werden“, rät Ferraz. Die Absicherung der Fördermittel gestaltet sich im Prinzip recht einfach. Tritt bei einem E-Lkw ein Totalschaden ein und muss der Spediteur die Fördermittel zurückzahlen, greift die Versicherung ähnlich wie eine GAP-Deckung. Das heißt konkret: Wenn ein gefördertes Fahrzeug einen Schaden erleidet, muss der Spediteur das Fördergeld an den Fördertopf zurückzahlen. Hat er keine Versicherung für die Fördergelder abgeschlossen, bleibt er teilweise auf dem Schaden sitzen. „Die GAP-Versicherung von Schunck schließt diese Lücke“, so Ferraz.

Ladesäulen kein Bestandteil der Lkw-Versicherung

Ladesäulen sind somit bei keiner der von trans aktuell befragten Versicherungen ein Bestandteil der Lkw-Versicherung. Somit können Ladesäulen entweder über die Gebäudeversicherung als Grundstücks- oder als Gebäudebestandteil abgesichert werden. Wichtig ist, hierbei zu beachten, dass eine Elementardeckung in der Gebäudeversicherung hinzugewählt werden muss.

Ladesäule über separate Elektronikversicherung absichern

Eine bessere Option sei es jedoch laut Ferraz, die Ladesäule über eine separate Elektronikversicherung abzusichern. Dies bedeutet demnach eine Allgefahrendeckung mit Neuwertentschädigung. Dadurch sind auch Schäden durch Hochwasser abgesichert. Über Hochwasserschäden hinaus umfasst eine Allgefahrendeckung auch unvorhergesehene eintretende Gefahren und Schäden, wie Bedienungsfehler, Ungeschicklichkeit, Konstruktions-, Material- oder Ausführungsfehler, Kurzschluss, Überstrom und auch Diebstahl.

Unterschiede je nach Versicherung

Allerdings gibt es auch hier je nach Versicherer Unterschiede zu beachten. So sind Pkw-Wallboxen bei der DEVK über die Gebäudeversicherung gegen Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel versichert und – sofern beantragt – Elementarschäden. Ein ersatzpflichtiger Schaden an der Wallbox wird über die Gebäudeversicherung bis maximal 5.000 Euro ersetzt. Die Allianz hingegen bietet im Rahmen der Vollkaskoversicherung eine Deckung für die Wallbox oder andere fest installierte Ladeinfrastruktur – beispielsweise für Vandalismusschäden oder Schäden durch Fehlbedienung beim Laden.
Die Allianz weist darauf hin, dass im Fahrzeug befindliche Ladeinfrastruktur im Rahmen der Versicherungsbedingungen für jegliche Teilkasko- und Vollkaskoschäden abgesichert ist, also beispielswiese Ladekabel oder Ladekarte. Dazu zählen zum Beispiel auch Tierbisse oder auch fehlerhafte Handhabung durch den Nutzer oder grobe Fahrlässigkeit.
Wie steht es um die Höhe der Prämien, wenn es um E-Lkw geht? Auch hier verfahren die Versicherer unterschiedlich. So kosten E-Lkw in der Kaskoversicherung bei Schunck in der Regel mehr als herkömmliche Diesel-Lkw. „Dies ist hauptsächlich auf die deutlich höheren Fahrzeugwerte verglichen zu Verbrennermodellen zurückzuführen“, betont Ferraz. Ähnlich handhabt dies die DEVK Versicherung. Auf Nachfrage erklärt das Unternehmen, die Prämie für E- und Wasserstofffahrzeuge sei höher, um die höheren Kaskoschäden abzudecken. Schließlich seien Lkw mit E-Antrieb per se teurer als Lkw mit herkömmlichem Antrieb.

Elektro- und H2-Lkw erhalten Nachlass

Ganz anders handhabt dies beispielsweise die Allianz. So erklärt eine Sprecherin, verglichen mit konventionellen Antriebsarten erhalten E- oder wasserstoffbetriebene Lkw einen Nachlass auf den Versicherungsbeitrag. Dies sei auch bei allen anderen Nutzfahrzeugen mit diesen Antriebsarten so. Auch mit Blick auf die preisliche Tendenz gelte dies. „Die Versicherungsprämien für Fahrzeuge mit E- oder Wasserstoffantrieb liegen durch entsprechende Nachlässe unter denjenigen für ein vergleichbares Verbrennerfahrzeug.“ Eher bedeckt hält sich hingegen die R+V-Versicherung. Eine pauschale Antwort auf die Prämien für E- und Wasserstoff sei nicht möglich. Allerdings gibt die R+V in der Haftpflichtversicherung einen Nachlass von zehn Prozent als „Umweltbonus“ auf diese Antriebsarten.