Händler zeigen VW die Rote Karte

02. Feb. 2018
Es gibt weiter Missstimmungen zwischen dem VW-Konzern und seinen Händlern über neue Verträge. Man habe sich mitnichten auf wesentliche Punkte mit dem Hersteller geeinigt, stellte der Volkswagen und Audi Partnerverband (VAPV) anderslautende Informationen aus Wolfsburg am Freitag richtig. Die Gespräche stünden noch ganz am Anfang. „Es ist gerade mal der erste Schritt gemacht“, sagte Verbandsgeschäftsführer Dirk Weddingen von Knapp. Die derzeit vorliegende Version der Verträge sei abzulehnen, betonte er auf einer Mitgliederversammlung, zur der rund 850 Vertreter der Händlerschaft nach Hannover gekommen waren.
Es hat offenbar viel Kritik an den Verträgen gegeben. Sie müssten im Sinne der VW- und Audi-Partner geändert werden, forderte der VAPV-Chef. Das angebotene Unterstüzungsprogramm, das die gute Leistung und den enormen Aufwand der Partner in dem schwierigen Marktumfeld der vergangenen zwei Jahre honorieren solle, sei zur Kenntnis genommen worden. Einstimmig abgelehnt wurde, dass damit auch die Kosten und Verluste aus dem Abgasskandal abgegolten sein sollen.
Berichten zufolge beansprucht VW in den Verträgen den Zugang zu den Kundendaten der Händler und will sie zudem künftig nicht mehr am Direktvertrieb beteiligen. Im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung des Autohandels mit entsprechendem Onlinevertrieb will VW das Händlernetz schrumpfen. Die nächste Händlerverbandstagung ist bereits für den 12. März vorgesehen, die aktuellen Handels- und Servicepartnerverträge der Marke Volkswagen sollen bis Ende März gekündigt werden. Im Zusammenhang mit dem Abgasskandal hatten die mittelständischen Unternehmen im vergangenen Jahr vom Hersteller hohe Schadenersatzzahlungen und die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen gefordert.
Unterdessen hat Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche das Kraftfahrzeuggewerbe gegen sich aufgebracht, weil er für eine eventuelle Hardware-Nachrüstung von Diesel-Pkw den Werkstätten die notwendige Kompetenz abgesprochen habe. Solche Lösungen brauchten für ihre Entwicklung zwei bis drei Jahre und man könne sicher davon ausgehen, dass die Verbrauchswerte stiegen und die Leistungen zurückgingen, hatte Zetsche gesagt. Der Umbau müsste dann in Werkstätten erfolgen, deren Techniker dazu möglicherweise nicht in der Lage seien, führte er aus.
„Es gab schon originellere Versuche von Herstellerseite, die Nachrüstung ihrer Produkte mit stickoxidreduzierender Technik zu verhindern, als den Verweis auf die angeblich mangelnde Kompetenz der Werkstätten“, reagierte prompt der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Axel Koblitz. „Herr Zetsche sollte sich angewöhnen, der jeweiligen Situation entsprechend entweder das Beste zu sagen oder gar nichts. Hier hätte er besser geschwiegen“, sagte Koblitz.
Das Kfz-Gewerbe fordert seit längerem die Hardware-Nachrüstung und eine staatliche Umrüstprämie insbesondere für Euro 5-Diesel. Tests mit nachgerüsteter AdBlue-Harnstoffeinspritzung und SCR-Katalysator hätten gezeigt, dass ein Euro 5-Diesel beim Stickoxid-Ausstoß auf Euro 6c-Niveau verbessert werden könne bei gleichzeitiger Reduzierung des NOx-Ausstoßes um rund 90 Prozent. Wer sich im Glanz hoher Gewinne präsentiere, müsse von sich aus alles tun, um das Vertrauen der verunsicherten Kunden zurückzugewinnen und Fahrverbote nachhaltig vermeiden zu helfen, betonte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Außerdem trage die Hardware-Nachrüstung dazu bei, die Restwerte der betroffenen Fahrzeuge zu stabilisieren.