Unternehmen müssen länger auf Geld warten

28. Okt. 2019
Nach Angaben des Kreditversicherers Coface verschlechtert sich das Zahlungsverhalten zunehmend. Von Zahlungsverzögerungen sind vor allem Textil, Handel und Automotive betroffen, im Transportbereich gibt es eine leichte Besserung.
Demnach haben deutsche Unternehmen ihre durchschnittlichen Zahlungsziele seit 2017 von 29,8 Tagen auf 35,9 Tage verlängert. Wie das Unternehmen auch mitteilt, stieg zudem der Anteil der Unternehmen, die länger als vereinbart aufs Geld warten mussten von 78 Prozent auf jetzt 85 Prozent. Gleichzeitig habe sich aber der durchschnittliche Zahlungsverzug um fast sechs Tage von 41,4 auf 35,5 Tage verringert.
"Aufgrund des für viele Unternehmen schwierigen Umfelds forderten die Kunden längere Zahlungsziele, durchschnittlich sechs Tage. Am Ende schaffen sie es dann dennoch, zur gleichen Zeit wie 2017 zu bezahlen. Aber durch die Verlängerung der Zahlungsfristen ist der Zahlungsverzug eben rechnerisch um sechs Tage kürzer", erklärt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.
Transportsektor: 81 Prozent von Zahlungsverzug betroffen
Der Umfrage zufolge sind ist der Anteil der Unternehmen, die länger auf ihr Geld warten müssen, im Transportsektor gesunken – allerdings nur leicht, nämlich von 86 Prozent auf 81 Prozent „und weiter auf hohem Niveau“. Der Umfrage zufolge liegt das durchschnittliche Zahlungsziel im Transportsektor bei 41 Tagen, der von den Firmen gemeldete Zahlungsverzug liege bei 31,2 Tagen nach Rechnungsstellung – im Schnitt würden die Firmen also 72,2 Tage nach Rechnungsstellung ihr Geld erhalten.
Den stärksten Anstieg bei der Zahl der Unternehmen mit Zahlungsverzögerungen verzeichneten der Textil-Bekleidungssektor, der Groß- und Einzelhandel und der Automobilsektor. Die Gründe für Verzögerungen sind nach 46 Prozent der befragten Unternehmen hauptsächlich finanzielle Schwierigkeiten von Kunden. Als Hauptursache für den finanziellen Druck nannten die Unternehmen mit 45 Prozent den harten Wettbewerb, der die Gewinnmargen belastet.
Kurzfristige Kreditlaufzeiten sind Standard
Kurzfristige Kreditlaufzeiten sind weiter Standard im Markt. 87 Prozent der von Coface befragten Unternehmen erwarten, dass die Zahlungen innerhalb von 60 Tagen erfolgen. Das sind im internationalen Vergleich sehr viele: In der Coface-Zahlungsumfrage 2019 in Polen gaben nur 64 Prozent der Unternehmen Zahlungen innerhalb von 60 Tagen vor. In China lag der Anteil unter 50 Prozent und in Marokko sogar nur bei 16 Prozent.
Die verlängerten Zahlungsziele waren am deutlichsten in den Bereichen Pharma-Chemie (plus 19 Tage), Metalle (zwölf Tage) und Transport (acht Tage). "Der Grund für längere Laufzeiten ist nicht, dass sich das Vertrauen in die Kunden erhöht hat", sagt Christiane von Berg. Zum Teil spiele die Absicherung der Forderungen eine Rolle. 2019 beantworteten 23 Prozent der befragten Unternehmen, dass ihre Kreditrisiken versichert sind, verglichen mit 14 Prozent im Jahr 2017. Absicherung auf der einen Seite, Notwendigkeit auf der anderen: Denn der Anteil der Kunden mit engerer Liquidität ist von 14,6 Prozent auf 15,8 Prozent gestiegen. "Da es nach wie vor ein Standard ist, die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen, werden wohl auch längere Laufzeiten für den Lieferantenkredit gewährt", meint die Coface-Volkswirtin.