Logistik: Zahlungsmoral lässt nach

16. Juni 2020
Nach Angaben des Informationsdienstleisters Crifbürgel ist die Zahlungsmoral von Unternehmen angesichts der Corona-Pandemie stark gesunken. Das Insolvenzrisiko steigt damit für viele.
Crifbürgel hat nach eigenen Angaben das Zahlungsverhalten von zirka 450.000 Unternehmen analysiert und festgestellt, dass Unternehmen in der Corona-Krise länger auf die Begleichung ihrer Rechnungen warten müssen. Demnach werden überfällige Rechnungen in Deutschland derzeit mit einem Verzug von rund 34,4 Tagen bezahlt. Im Januar 2020 lag der durchschnittliche Zahlungsverzug noch bei 26,4 Tagen.
Schuldner schonen eigene Liquidität
"Ab Mitte April hat sich das Zahlungsverhalten der Unternehmen dramatisch verschlechtert. Wir beobachten derzeit vermehrt ein liquiditätsschonendes Verhalten seitens der Firmen", sagt Dr. Frank Schlein, Geschäftsführer von Crifbürgel.
Nach Angaben von Crifbürgel werden durch Nicht- oder Spätzahler die Rechnungen derzeit erst nach durchschnittlich 60 Tagen bezahlt. Aus der Analyse der Branchen wird deutlich, dass Unternehmen aus der Logistik aktuell vermehrt von Zahlungsproblemen betroffen sind. Derzeit zahlen 29,3 Prozent der Unternehmen die Rechnungen nicht oder nur verspätet. Aber auch im Gastgewerbe (24,9 Prozent Nicht- bzw. Spätzahlerquote) ist die Zahlungsmoral eingebrochen.
"Für die Unternehmen bedeutet das Verhalten, dass sie mehr als doppelt so lange auf ihr Geld warten müssen, als ursprünglich einkalkuliert. Damit werden sie unfreiwillig zum Kreditgeber ihrer Kunden", sagt Schlein.
Dieses Verhalten gehe oft zulasten der mittelständischen und kleingewerblichen Betriebe, denen ein Liquiditätsmangel entsteht und die dadurch selbst in eine wirtschaftliche Schieflage geraten können. „Bereits jetzt steht fest, dass angesichts der Corona-Krise nach zehn Jahren Rückgang bei den Firmeninsolvenzen 2020 wieder deutlich mehr Firmen in Deutschland in die Pleite rutschen werden“, teilt der Informationsdienstleister mit.