Zukunftskongress: Klimaschutz im Verkehr fordert Industrie
Der Klimaschutz im Verkehr stellt alle vor große Herausforderungen. Die Industrie stellt sich jedoch dieser Herkulesaufgabe, wie der Zukunftskongress Nutzfahrzeuge 2019 zeigt.
Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen, müssen alle an einem Strang ziehen. Das war eine der zentralen Erkenntnisse am ersten Tag des Zukunftskongresses Nutzfahrzeuge 2019, veranstaltet von DEKRA mit Unterstützung der Fachzeitschriften lastauto omnibus, trans aktuell und TeleTraffic in Berlin. „30 Prozent CO2-Minderung bis 2030 stellt eine außerordentliche Herausforderung dar“, erklärte Dr. Kurt-Christian Scheel, Geschäftsführer beim Verband der Automobilindustrie (VDA), mit Blick auf die von der EU vorgegebenen Minderungsziele für schwere Lkw. Der VDA habe sich realistischere Werte gewünscht. „Doch diese Vorgaben sind nun geltendes Recht und wir müssen sie erreichen“, sagte er.
CO2-Minderung von 40 Prozent bis 2030 in Deutschland
Nicht minder ehrgeizig sei das von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Klimaschutzprogramm. Es sieht für den Verkehrssektor bis 2030 eine Minderung von rund 40 Prozent vor. Diese Ziele lassen sich nach Ansicht von VDA-Geschäftsführer Scheel nur umsetzen, wenn der Gesetzgeber gleichzeitig die Fördermöglichkeiten für alternativ angetriebene Nutzfahrzeuge oder eine entsprechende Ladeinfrastruktur verbessert. „Der regulatorische Rahmen und der Förderrahmen müssen aus einem Guss sein“, betonte Scheel.
Auf eine verstärkte Förderung setzen auch die Verantwortlichen im Bundesverkehrsministerium (BMVI). „Unser Ansatz stellt das Fördern und Anreizen in den Mittelpunkt, nicht das Verbieten und Verteuern“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im BMVI, Steffen Bilger. Er selbst verstehe auch nicht, warum der Verkehr so stark in die Pflicht genommen werde, wo er nicht der Hauptverursacher sei. „Doch wir stehen zu den Klimazielen und glauben, dass sie erreichbar sind.“ Um den Klimagasen und Luftschadstoffen zu Leibe zu rücken, brauche es in erster Linie Innovationen, bekräftigte Bilger und nannte die Elektromobilität sowie den Einsatz von Gas- oder zu einem späteren Zeitpunkt von Brennstoffzellenfahrzeugen.
Dem Verkehrsministerium werde häufig vorgeworfen, sich auf die Elektromobilität als Antriebsthema der Zukunft festgelegt zu haben, sagte Bilger und widersprach deutlich. „Bei uns gilt Technologieoffenheit“, erklärte er. „Ich freue mich deshalb auch, dass das Thema Wasserstoff gerade eine solche Konjunktur hat“, sagte er. Bilger sieht Deutschland bei der Wasserstoffmobilität bereits auf einem Spitzenplatz, sagte der Staatssekretär, der zugleich der Koordinator für Güterverkehr und Logistik der Bundesregierung ist. Mit 75 Wasserstofftankstellen habe Deutschland das größte Netz in Europa – wenngleich die Zahl noch zu gering sei. Aktuell sei die Bundesregierung dabei, die verschiedenen Ansätze in einer nationalen Wasserstoffstrategie zusammenzuführen, die im Dezember ins Kabinett eingebracht werden soll.
Staatssekretär Bilger appellierte an die Unternehmen, mit ihren Ideen auch auf Politik und Ministerien zuzugehen. Denn auf dem Weg zur Mobilität der Zukunft würden noch viele Förderprogramme aufgelegt. Im Bereich Wasserstoff zum Beispiel unterstütze das BMVI ein gemeinsames Projekt von MAN und Shell, dass die Entwicklung eines Langstrecken-Brennstoffzellen-Lkw und einer entsprechenden Tankstellen-Infrastruktur zum Ziel hat, mit acht Millionen Euro. Bilger ermuntert die Unternehmen auch dazu, das Thema alternative Antriebe nicht auf die lange Bank zu schieben. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, betonte er. 2030 komme schneller, als man denke.