Gesperrte Rheintalbahn: Zusätzliche Maßnahmen
Die Sperrung der Rheintalbahn hat zu einem Schulterschluss der großen europäischen Eisenbahnen geführt. Der Ausfall der Strecke beschert den Unternehmen im Güterverkehr Verluste, die inzwischen auf eine dreistellige Millionenhöhe geschätzt werden. Medienberichten zufolge hat die Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in einem Schreiben darauf hingewiesen, dass zusätzliche Maßnahmen dringend nötig seien, um den Schienengüterverkehr zwischen Deutschland, der Schweiz und Italien zu bewältigen.
Es sei wichtig, „rasch genügend Umleitungstrassen in ausreichender Qualität“ zu haben, zitiert die Neue Zürcher Zeitung aus Leuthards Brief. Auf der Achse durch das Rheintal verkehren normalerweise rund 200 Güterzüge täglich, deren Aufkommen jetzt umgeleitet oder verlagert werden muss. In Frage kommende Trassen bei der Deutschen Bahn sind teilweise nicht elektrifiziert, auf dem Rhein sind die Kapazitäten ausgeschöpft und die Preise schießen in die Höhe, außerdem darf der Pegelstand nicht weiter sinken. Als problematisch könnte sich auch erweisen, dass mit erhöhten Transportaufkommen im September Gefahrgüter von der sichereren Schiene auf überfüllte Autobahnen ausweichen müssen.
Besonders betroffen von der Streckensperrung, die durch missglückte Tunnelbauarbeiten ausgelöst wurde, sind die Schweizer Güterbahnen SBB Cargo und BLS Cargo. Auf Initiative von SBB-Chef Andreas Meyer haben die deutschen, schweizerischen, österreichischen und französischen Bahnen jetzt eine enge Kooperation vereinbart, um die Auswirkungen möglichst gering zu halten.
Die vier Bahnen stellen gemeinsam zusätzliche Lokführer und Loks für die Korridore über Frankreich und Österreich bereit. Darüber hinaus werden Sprachvorgaben für den deutsch-französischen Grenzübertritt zeitlich befristet geändert, so dass auch deutschsprachige Lokführer bestimmte Strecken fahren können. Geplante Baustellen wurden kurzfristig angepasst, um auf den Ausweichstrecken möglichst schnell zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Um die Fahrt von Deutschland in die Schweiz weiter zu erleichtern, werde intensiv geprüft, zwischen Kornwestheim und Zürich einen Shuttleverkehr für Güterzüge einzurichten.
Die Allianz pro Schiene forderte von Bund und Deutscher Bahn ein breit angelegtes Rückfallkonzept, um mit Alternativrouten zu verhindern, dass Güter in großem Stil auf die Straße abwandern. Mit einem Sofort-Elektrifizierungsprogramm müssten Oberleitungs-Lücken im deutschen Netz schnell geschlossen werden. „Wir wünschen uns, dass der Bundesverkehrsminister sich als Krisenpartner für die Güterbahnen in Deutschland und im europäischen Ausland versteht, damit sie diese Sperrung bewältigen und wirtschaftlich überleben können“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege.